
Per Mail erreichte mich vor Kurzem eine Anfrage, mal etwas über Transsexuelle in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu schreiben. Überrascht und teilweise überfordert mit der Sensibilität dieses Themas, soll dieser heutige Blogeintrag
lediglich ein Versuch und eine Annäherung an dieses Thema sein!
"Transsexualität ist die Überzeugung, der eigene Körper habe das falsche Geschlecht"Zunächst fünf Punkte:- Jemand, der transsexuell ist, ist (laut Wikipedia) physisch weiblich, fühlt sich aber dem männlichen Geschlecht zugehörig (oder umgekehrt). Medizinisch bezeichnet man dies als "Geschlechtsidentitätsstörung". Die Ursachen für Geschlechtsidentitätsstörungen sind bislang noch sehr umstritten. Manche Studien gehen von psychischen Ursachen, andere von einer Kombination von physischen Ursachen in der pränatalen Phase und psychischen Ursachen, wiederum andere von hirnphysiologische Ursachen aus.
- Die medizinischen Maßnahmen bestehen aus Hormontherapie, geschlechtsangleichenden Operationen und gegebenenfalls der dauerhaften Entfernung des Bartes durch eine Epilation. Eine Umwandlung oder Ausbildung der primären Geschlechtsorgane ist ausgeschlossen. Bei Transmännern sind die Bildung von Hoden und damit das Erlangen einer Zeugungsfähigkeit nicht möglich. Der Aufbau eines adäquaten männlichen Gliedes ist bezüglich Aussehen, Funktion und Größe noch stark eingeschränkt. Daher verzichten die meisten Transmänner auf diesen Eingriff.
- Viele Staaten wie Deutschland erlauben transsexuellen Menschen, den Vornamen oder die in den Zivilstandsregistern eingetragene Geschlechtsangabe an ihr gefühltes Geschlecht anzupassen. (Aus einem Mann wird dann zivilstandsrechtlich eine Frau, und umgekehrt).
- Bei einer Ehe, wo einer der Ehepartner seinen Personenstand zum anderen Geschlecht ändern will, muss die Ehe laut § 8 Transsexuellengesetz schieden werden, da die Ehe zwischen Mann und Frau laut Grundgesetz unter besonderen Schutz gestellt wird. Doch dieses Prozedere wurde als verfassungsunmäßig erklärt, sodass
ein verheirateter Antragsteller daher offiziell sein Geschlecht ändern und dann eine - ansonsten in Deutschland unzulässige - gleichgeschlechtliche zivilrechtliche Ehe führen kann Bis zum 1. August 2009 soll es hierbei noch zu einer Gesetzesänderung kommen.
Operierte Transsexuelle können einen andersgeschlechtlichen Partner heiraten, oder wie Homosexuelle eine Lebenspartnerschaft eingehen.
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StatistikLaut Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität gibt es in Deutschland etwa 58.000 Transsexuelle, also jeder 1400ste ist transsexuell. Bei 38.000 Mormonen in Deutschland, müsste es laut Statistik
27 transsexuelle Mormonen geben.
Nun zum Umgang in der Kirche.In den meisten Kirchen (außer: Metropolitan Community Church) können Transsexuelle keine Amts- und Lehrtätigkeit ausüben. Dies ging bereits durch die Medien.
Im Kirchenhandbuch der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage steht über Transsexuelle:
- bei Taufinterviews muss vorher der Missionspräsident informiert werden und einwilligen
- Personen, die eine transsexuelle Operation in Betracht ziehen, sollten vorerst nicht getauft werden. Ist die Operation bereits geschieden, kann der Transsexuelle (post-op) nach einem Taufinterview getauft werden.
- Transsexuelle bekommen kein Priestertum und keinen Tempelschein. Zitat: "Such persons may not receive the priesthood or a temple recommend." und "Members who have undergone an elective transsexual operation may not receive the priesthood."
(handbook, Stand: 1998!)
- Kirchenführer sollen sich gegen transsexuelle Operationen aussprechen. Wenn ein Mitglied in Erwägung zieht, solch eine Operation an sich durchführen zu lassen, wird es darüber informiert, dass diese Operation eine formelles kirchliches Disziplinarverfahren mit sich ziehen kann. Bischöfe wenden sich dementsprechend an die Pfahlpräsidentschaft und die wiederum an das Büro der Ersten Präsidentschaft, wenn nötig.
- wenn ein Mitglied aufgrund der freiwilligen transsexuellen Operation ausgeschlossen wird (Exkommunikation, exkommuniziert), muss die Erste Präsidentschaft angerufen werden, falls das Mitglied wiederaufgenommen bzw. wieder getauft werden will.
Transsexuelle Menschen mit medizinischer oder juristischer Geschlechtsanpassung bezeichnen sich oft nicht mehr als transsexuell, sondern entweder als Mann mit transsexueller Vergangenheit bzw. als Frau mit transsexueller Vergangenheit oder einfach als Mann bzw. Frau. Dies sollte bei einer Wiederaufnahme eines Mitglieds berücksichtigt werden.
Eine
Sprecherin der Kirche in Utah sagte mal in einem Interview mit washblade.com, dass die Lehre der Kirche besagt, dass Menschen als geistige Wesen vor der Geburt geschaffen werden. Das Geschlecht sei ein Teil der “ewigen Identität,” und notwendig, um in den Himmel zu kommen. Transsexuelle Mitglieder, die sich operieren lassen wollen, erhielten demnach ein Disziplinarverfahren.
Zum Verständnis:
- Transsexuelle, die sich operieren lassen, können nicht im Tempel heiraten, da sie z.B. als "Mann" für die Ewigkeit gesiegelt würden, aber im vorirdischen Dasein eine Frau waren. Dies widerspricht dem ewigen Plan und der ewigen Identität.